Zungentransplantation bzw. Zungenrekonstruktion
Chirurgische Möglichkeiten, um Funktion und Lebensqualität wieder-herzustellen.
Unlängst verunglückte eine bekannte deutsche Biathlethin beim Weltcup schwer und verlor dabei auch einen Teil ihrer Zunge, die durch eine Transplantation wiederhergestellt werden konnte (mehr dazu hier im Artikel der BILD ). Neben Verletzungen können auch Tumorerkrankungen die Notwendigkeit einer Zungentransplantation nach sich ziehen.
Was kann man sich unter einer Zungentransplantation vorstellen?
Zuvorderst: Es handelt sich hier nicht um eine Transplantation von einem Menschen zum anderen, sondern um eine sogenannte Autotransplantation. Das heißt, wir als behandelnde Chirurgen nutzen eigenes Körpergewebe des Patienten, meist vom Oberschenkel mit seinen Nerven und Gefäßen, welches dann den verloren gegangenen Teil der Zunge ersetzt. Das Transplantat wird dort eingesetzt/eingenäht und mit Gefäßen und Nerven verbunden.
Wie häufig kommt so etwas vor?
Eine Zungentransplantation bzw. -rekonstruktion wird meist nach krebsbedingtem Zungenverlust erforderlich und in entsprechenden Zentren, wie auch hier bei uns im Sana Klinikum Offenbach, jede Woche operiert. Ein verletzungsbedingter Zungenverlust kommt meist dadurch zustande, dass sich die betreffende Person bei Sturz, Autounfall etc. in die Zunge gebissen hat, oder aber einer Explosion ausgesetzt war, und ist seltener.
Wie läuft eine solche Zungen-OP ab?
Dem Patienten wird unter Vollnarkose das Transplantat an die Stelle der verloren gegangenen oder wegen Tumor entfernten ehemaligen Zunge oder Zungenbereichs eingesetzt. Dort wird es so an die dort vorhandenen Gefäße und Nerven im Gewebe angeschlossen, dass Durchblutung, Beweglichkeit und Gefühl ermöglicht werden.
Dazu wird – meist vom Oberschenkel, manchmal auch vom Rücken – ein Muskel-Hauttransplantat, in dem die Blutgefäße und Nervenleitungen kombiniert verbunden sind, entnommen (auch „Anastomose“ genannt). Dieses wird dann sehr kunstvoll und kleinteilig unter dem Operationsmikroskop – insbesondere Nervenstränge sind sehr fein – an der neuen Stelle verbunden. Mittlerweile werden bei solchen Eingriffen sogar moderne OP-Roboter mit eingesetzt.
Welche Probleme können auftreten?
Natürlich ist das keine kleine Operation, eine verletzte Zunge schwillt oft sehr an, und je nach Vorgeschichte und Gesundheitszustand des Patienten kann ein Intensivstationsaufenthalt für einige Tage erforderlich sein. Das transplantierte Gewebe kann in seltenen Fällen auch absterben – dann wird ein Ersatztransplantat in einer erneuten Operation an dessen Stelle eingesetzt.
Wie ist das Leben danach? Können die Patienten wieder normal fühlen, schmecken, sprechen?
Es ist noch Gegenstand der Forschung, wie weit die Funktion im Vergleich mit dem unverletzten Zungenorgan wieder eintritt und liegt dazu auch im individuellen Empfinden eines jeden Patienten, inwieweit „Normalität“ wieder hergestellt werden kann. Sicher kann jedenfalls gesagt werden, dass die Transplantation in nahezu allen Fällen die Situation im Vergleich zu vor der Transplantation erheblich verbessert, vor allem hinsichtlich Kauen, Essen, Schlucken und Sprechen.
Die eingangs genannte Athletin hat ihre Transplantation jedenfalls mit einem guten Ergebnis abgeschlossen und kann nach eigenen Angaben inzwischen wieder normal sprechen, essen und trinken. (BILD Artikel).
Mehr zu Transplantaten finden Sie in vielen anderen Bereichen in unserem Behandlungsspektrum.
Sie haben Fragen? Prof. Landes spricht gerne persönlich mit Ihnen – nehmen Sie einfach Kontakt zu unserer Praxis auf!